Erst kürzlich wurden die Dächer der ansonsten gut erhaltenen Burg Eltz mit Moselschiefer von Rathscheck saniert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. [Weiterlesen]
Schiefer-Architektur
Ein Schieferdach der besonderen Art
Felsige Landschaften sind stets eine besondere Herausforderung für Architekten. Eine interessante Lösung ist in Krakau, Polen, zu sehen. Nur vier Kilometer Luftlinie vom Zentrum entfernt, mit interessanten Blickachsen zu den Wahrzeichen der Stadt, entstand in einem ehemaligen Steinbruch ein Gebäude mit einem prägenden Schieferdach und einer Fassade von Rathscheck Schiefer. Eine große Herausforderung war die extravagante Grundstückssituation mit einer acht Meter hohen Steinbruchkante. Dazu forderten die Bebauungsvorschriften ein in diesem Stadtviertel übliches Satteldach, die Bauherren wünschten sich allerdings eine der exklusiven Lage geschuldete, ungewöhnliche Lösung. Zwei Jahre lang suchten die Bauherren nach einem überzeugenden Entwurf. An der Felswand aus Kalkstein haben sich mehrere Architekten versucht. Architekt Przemysław Olczak, Mobius Architecture, Krakau, setzte das Bauwerk schließlich auf die Steinbruchkante.
Mehrdimensionale Architektur, die begeistert
Das große Grundstück ist durch die Felswand in zwei Ebenen geteilt. Zur unteren Ebene kragt das Bauwerk spektakulär aus. Alles wirkt kantig, wehrhaft und hoch. Massive Felsen und die moderne Schieferbekleidung mit InterSIN bestimmen die Optik des Gebäudes. Der natürliche Baustoff Schiefer steht hier sinnbildlich für die Steinbruch-Situation, die Nähe zur Natur und einen sicheren Schutz für das Objekt. Architekt Olczak: „Charakter und Qualität der Werkstoffe müssen zum Objekt passen.“
Von der oberen Grundstücksebene betrachtet, wirkt das Bauwerk dagegen zurückhaltend. Hier fügt es sich in die bunte Wildblumenwiese ein und wird Teil der Landschaft. Dabei kommt ein weiteres architektonisches Merkmal des Gebäudes zum Tragen. Es sind Bauwerksspangen, die, wie schützende Arme, den oberen Geländeteil in ebene Wiese und vertiefte Rasenflächen unterteilen. Die in den Geländeeinschnitten versenkten Terrassen und Grünanlagen sind auf diese Weise vor neugierigen Blicken geschützt. Im Gegenzug bieten die verschiedenen Ebenen des Bauwerkes, seine Durchdringungen und Auskragungen den Bewohnern ein reizvolles mehrdimensionales architektonisches Erlebnis. Räume, die im oberen Grundstück versenkt sind, liegen gleichzeitig weit über dem unteren Grundstücksteil. Sie sind Souterrain und Balkon zugleich.
Vorbildliche Energieeffizienz
Das Bauwerk ist in großen Teilen bis zu vier Meter tief in den Felsen eingearbeitet. Im Bereich der vorgehängten hinterlüfteten Schieferfassade sind die Wände mit 15 cm Mineralwolle, das Dach zweilagig mit Zwischen- und Untersparrendämmung mit 26 + 10 cm Mineralwolle gedämmt. Das Gebäude ist damit sehr gut vor Wärmeverlusten geschützt. Es wird fast ganzjährig mit einer Klima- und Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Heizregister betrieben. Eine kleine Solaranlage sorgt für warmes Brauchwasser. Nur an wenigen, sehr kalten Tagen im Jahr wird eine Fußbodenheizung zugeschaltet.
Schiefer in höchster Qualität
Dächer und Fassaden mit InterSIN-Schiefer sind sehr haltbar. Dieser qualitativen Vorgabe folgt auch die Bautechnik an diesem Bauwerk. Oberhalb der voll gedämmten Sparren wurde im ersten Schritt eine vollflächige Winddichtung angeordnet, darüber eine Konterlattung und darauf eine Nut-Feder-Vollschalung. Als Vordeckung wählte der Bauherr eine 4 mm dicke Polymerbitumenbahn. Darauf wurden die 60 x 30 cm großen Schiefersteine als Rechteck-Doppeldeckung mit Kupfernägeln fixiert. Das kleinere Süddach ist mit grün patiniertem Kupfer gedeckt.
Die Schieferfassade basiert auf einer Holzunterkonstruktion aus Konstruktionsvollholz (KVH) mit den Maßen 60 x 140 mm. Diese Hölzer sind mit Edelstahlwinkeln, geringfügig auskragend, an den Stahlbetonwänden ausgerichtet und fixiert. Zwischen den Hölzern liegen 150 mm Mineralwolle. Der Schichtenaufbau der Fassade entspricht der Konstruktion des Daches. Entsprechend der gewünschten Dynamik der Fassaden wurden die 60 x 30 cm großen Schiefer wie eine Waagerechte Deckung, allerdings mit steigenden Gebinden verarbeitet. Die Fußlinien der Schiefergebinde von Dach (Rechteck-Doppeldeckung) und Fassade (Waagerechte Deckung) gehen dabei am Ortgang exakt ineinander über.
Im Eingangsbereich, an der östlichen Fassade, kombinierte der Architekt die Schieferfläche im Bereich der Fensterbänder reizvoll mit Kupfer. Durch die extravagante Gestaltung des Gebäudes entstehen auch Fassadenflächen, die über Kopf hängen. Die Schiefer dieser Fassadenflächen wurden zusätzlich mit Edelstahlschrauben gesichert.