Nach aktuellen Schätzungen sind derzeit noch etwa 4,5 Millionen Häuser von Asbest in der Dacheindeckung betroffen, obwohl der gesundheitsschädliche Werkstoff seit 1993 verboten ist. [Weiterlesen]
Handlungsbedarf für Hausbesitzer:
Wann muss das Dach neu gedeckt werden?
Sie besitzen bereits ein älteres Haus, haben gerade eine Gebrauchtimmobilie gekauft oder vielleicht eines geerbt? Dann kann sich früher oder später die Frage stellen, ob das Dach neu gedeckt werden muss. In welchen Fällen ist das aber tatsächlich nötig – und wann ist der richtige Zeitpunkt?
Ein solide gebautes und fachkundig eingedecktes Dach bleibt unter normalen Umständen problemlos 50 Jahre oder noch länger intakt. Dass seine Optik das wahre Alter verrät, ist unter bautechnischen Aspekten zunächst nebensächlich, solange die Funktion 100 % in Ordnung ist.
Wann im Einzelfall die Entscheidung für eine Neudeckung fallen sollte, hängt von drei Hauptfaktoren ab:
- Der technischen Funktionstüchtigkeit der Deckung,
- der voraussichtlich verbleibenden Restnutzungsdauer und
- dem wirtschaftlichen Vorteil einer rechtzeitigen Erneuerung.
Maßgeblich sind also sowohl der aktuelle Zustand des Daches als auch die Ziele, die Sie für Ihre Immobilie im Auge haben.
1. Die Reparaturen am Dach häufen sich
Den eindeutigsten Hinweis darauf, dass ein Dach neu gedeckt werden sollte, gibt eine einfache Dachdecker-Faustregel: Wenn immer mehr Reparaturen und Ausbesserungen in immer kürzeren Abständen nötig sind, ist das Dach im Grunde fällig für eine Erneuerung. Was weist darauf hin, dass die Substanz des Daches als beginnt, marode zu werden?
- Ziegel und Dachsteine entwickeln zunehmend Sprünge bzw.
- lassen durchgehende Bruchstellen erkennen
- verrutschen allzu leicht bei Starkwind
- lassen Regen- und Tauwasser ins Gebäudeinnere eindringen.
Ist also absehbar, dass eine Dachreparatur kein Einzelereignis ist, sondern regelmäßig Schäden am Dach zu beheben sind, stellt eine Neudeckung die bessere und sinnvolle Alternative zu einem „Fass ohne Boden“ dar.
2. Das Haus wird modernisiert
Frisch gestrichene Fassade, neue Fenster, eine gute Dämmung – und weiterhin ein altes Dach? Hier spart man an der falschen Stelle. Wird das Gebäude auf modernen Stand gebracht oder auch nur ein Ausbau des Dachgeschosses erfolgen, sollte auch die Deckung funktional und optisch den heutigen Anforderungen entsprechen. Auch dann, wenn die Deckmaterialien noch nicht ihr endgültiges Limit an Lebensdauer erreicht haben, rechnet sich diese Maßnahme allein schon wegen der Wertsteigerung: Ein neues Dach ist keine Frage der Gebäude-Kosmetik, sondern des Gesamtzustands.
Hinzu kommt, dass in sanierten Dachgeschossen auch Anpassungen an der Dachhaut fast immer zum Standard gehören, beispielsweise Öffnungen für zusätzliche Dachfenster. Ein modernes Dachfenster in einem ganz offensichtlich sehr alten Dach wirkt aber immer wie ein eingesetzter Fremdkörper.
Wie sich eine Sanierung der Deckung wirtschaftlich am besten stemmen lässt und was sie kostet, können Hausbesitzer in einem kostenlosen E-Book von Rathscheck nachlesen.
Was in diesem Zusammenhang ebenfalls wichtig ist: Der Gesetzgeber schreibt bei Baumaßnahmen am Dach, die mehr als nur geringfügigen Charakter haben, den Einbau einer modernen Dämmung sogar vor. Hier gilt die 10 %-Regel für Bagatellreparaturen, alles darüber fällt unter die Verpflichtung zu energetischen Verbesserungsmaßnahmen.
Alles zum Thema Dachsanierung und EnEV übersichtlich und kompakt in unserem Special.
3. Die Deckung des Daches ist akut schadhaft
Nasse Flecken im Dachgeschoss? Feuchte Stellen in der Dämmung? Sobald durch eine undichte alte Deckung Nässe ins Gebäude eindringt, ist rasches Handeln und eine zügige Erneuerung geboten – vor allem dann, wenn sich an mehreren Stellen Regen- und Tauwasser den Weg in den aus Holz gefertigten Dachstuhl oder ins Mauerwerk bahnt. Denn einmal aufgetretene Feuchteschäden an der Bausubstanz können teure Konsequenzen nach sich ziehen. Ausnahme: Bei punktuellen Schäden durch Sturmeinwirkung muss natürlich nicht gleich das ganze Dach neu gedeckt werden; hier genügt ein Austausch der defekten Eindeckungselemente.
Wie lange hält eine neue Deckung?
Die Investition in einer neue, zu 100 % funktionsfähige Deckung macht sich über viele Jahrzehnte bezahlt. Nach Expertenmeinung und allgemeiner Erfahrung hält ein fachmännisch gedecktes Dach ohne Weiteres 50 Jahre – und oft mehr
Ist eine Dachbeschichtung eine Alternative zur Neudeckung?
Der Auftrag einer neuen Versiegelung auf alten Ziegeln oder Dachsteinen mag zwar die Optik, wird nicht aber den Zustand der Deckung verbessern. Obendrein ist eine Dachbeschichtung nicht gerade günstig – sie kostet etwa 50 % dessen, was für eine vollständige Neudeckung zu veranschlagen ist.
Mehr Informationen: Themenseite Dachbeschichtung
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