Nachrüstpflicht Unterdeckung

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Beim nachträglichen Ausbau eines klassischen Satteldachs ohne Unterdeckbahn im Bestand, gibt es da mittlerweile Fachregeln zur Nachrüstung einer Unterdeckbahn? Mein „alter Stand“ (zu dem ich auch noch keine Fundstelle habe) ist, bei intakter Eindeckung ist ein Luftspalt von 3-5cm zwischen neuer Dämmung und alter Eindeckung ausreichend, die Nachrüstung einer Unterdeckbahn wird empfohlen, ist aber fachtechnisch nicht unbedingt erforderlich. Ist das so (noch) korrekt?


Dachexperte

Guten Tag und Danke für Ihre Frage! Da eine Unterdeck- bzw. Unterspannbahn als substanzerhaltende sekundäre Nässe- und Windschutzschutzebene allgemein anerkannt ist, wird sie heute von Fachbetrieben wann immer technisch möglich nachgerüstet. In den „ZVDH-Regeln für Unterdeckungen und Unterspannungen“ ist dies als Zusatzmaßnahme der Ausführungsklassen 3 – 6 eingestuft.

Zum Hintergrund: Eine Dämmung ganz ohne Unterdeck-/ Unterspannbahn schafft zwei potentielle Problemquellen. A. Hohes Feuchterisiko durch Regenwassereintritt mit nachfolgender Schädigung von Konstruktion und Dämmmaterial und B. vorhersehbar geringere Dämmwirkung wegen des kontinuierlichen Luftzugs, der auf die Dämmschicht einwirkt.

Eine möglicherweise praktikable Option von innen: Wenn eine Ab- und Neueindeckung kostenseitig derzeit nicht in Betracht kommt, kann bei Dächern mit einfacher Geometrie und ohne konstruktive Besonderheiten bis zur nächsten Neudeckung (die in absehbarem Zeitrahmen erfolgen sollte, man nimmt einen Näherungswert von +- 5 Jahren an) eine diffusionsoffene Unterdeckbahn eingebaut werden, am einfachsten mittels einer Verlegung zwischen den Sparren und seitlicher Befestigung mit Spaltlatten oder Leisten.

Diese Lösung setzt voraus, dass die Unterdeckbahn planmäßig nach außen entwässert werden kann sowie ein Mindestabstand von 2 cm zur Traglattung eingehalten wird. Solide handwerkliche Erfahrung ist deshalb nötig. Die genaue Ausführung hängt von der RDN und der geplanten Nutzung des Dachbodens ab – beheizt oder nicht beheizt macht unter bauphysikalischen Gesichtspunkten einen beträchtlichen Unterschied für den Dämmungsaufbau insgesamt. Auch sollte eine feuchtevariable Dampfbremse installiert werden.

Vieles hängt hier vom konkreten Einzelfall ab. Für genaue Details zu den diversen Fachregeln und der Ausführungsbeschreibung empfehle ich Ihnen deshalb das aktuelle Regelwerk des Dachdeckerhandwerks: dachdecker.org/architekten-planer/regeluebersicht/ – darin ist alles up-to-date.

 

Viele Grüße,

Ihr Dachexperte