Feuchtigkeit im Kaltdach

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Guten Tag,

 

wir sind gerade kurz vor der Inbezugnahme unseres EFH-Neubau, welches wir schlüsselfertig in Auftrag gegeben haben.

Wir haben ein klassisches Satteldach als Kaldachkonstruktion. Die Dämmung liegt somit zwischen den Sparren im Dachboden, welcher durch eine Auszieh-Luke erreichbar ist. Vor ca. 2 Monaten haben wir dann auf die Sparren OSB-Platten verlegt, um den Dachboden als Staufläche nutzen zu können. Bei den äußeren Seiten haben wir hierbei beim Verlegen jeweils etwas Luft gelassen.

 

Nun haben wir in den letzten Tagen gemerkt, dass die OSB-Platten flächendeckend von unten komplett feucht und bereits vom Schimmel befallen waren. Daraufhin haben wir die Platten alle raus geholt. Der obere Teil der Dämmung war ebenfalls feucht und Schimmelflecken sind ebenfalls auf der Dämmung. Der Blower-Dower-Test steht aktuell noch aus.

 

Die Belüftung des Daches soll agg. oberhalb der Unterspann erfolgen. Wenn ich mir das Dach aber genau von außen anschaue kann ich am First nichts erkennen, was für diese Belüftungsvariante spricht. Der First ist quasi komplett mit Holzbretter verkleidet und es sind keine Lüftungselemente zu sehen.

Des Weiteren ist mir aufgefallen, dass die Dämmung die gleiche Dicke wie die Sparren hat (jeweils 24 cm). Nach meinen Informationen sollte die Dämmung nicht die selbe Dicke haben sondern eher in unserem Fall 20-22 cm dick sein, um so noch eine Luftzirkulation hinsichtlich Kondenzflüssigkeit zu ermöglichen. Insbesondere bei den nicht mehr zugänglichen Dachschrägen habe ich daher Bedenken, dass sich dort auch die Feuchtigkeit über die Jahre sammelt.

 

Mich bewegen daher insbesondere folgende Fragen:

 

1.) Wie kann ich sehen/prüfen, ob eine Entlüftung oberhalb der Unterspannbahn eingebaut wurde?

 

2.) Wie sollte mit den Schimmelflecken umgegangen werden. Reicht eine Behandlung mit einem Schimmelspray aus, oder sollte die Dämmung aus gesundheitlichen Gründen getauscht werden?

 

3.) Könnte eine mangelhafte Ausführung aufgrund der gleichen Dämmstärke im Bezug auf die Sparrendicke vorliegen? Und wenn ja, wie wäre mit der Tatsache, dass man nun nicht mehr an die nicht zugänglichen Dachschrägen kommt umzugehen?

 

Vielen Dank.

 


Dachexperte

Hallo,

eine diffusionsoffene Unterspannbahn kann zumindest einen Teil der evtl. in den Dachboden bzw. in die Dämmebene gelangten Feuchte abführen. Allerdings nur, wenn oberhalb der Unterspannbahn eine Lüftungsebene vorgesehen wurde. Diese wird bei einem Steildach mit Ziegel- oder Dachsteineindeckung allgemein durch die Konterlattungsebene ausgebildet und funktioniert nur dann, wenn eine First- u. Traufentlüftung vorhanden ist. Auf den Konterlatten liegen dann die Dachlatten, auf diesen die Dachsteine oder Ziegel. Sie beschreiben aber Holzbretter. D.h. entweder über oder unter der Unterspannung liegt eine Schalung über alle Sparren? Wenn dem so ist, ist keine Lüftungsebene gegeben und die Diffusion ist gehemmt.

Prinzipiell ist eine Vollsparrendämmung, d.h. das komplette ausfüllen des Sparrenquerschnitts möglich und ein gängiges Prinzip. Auf der Innenseite der Dämmung MUSS allerdings eine Dampfsperre oder Dampfbremse folgen, welche auch allseitig dampf- u. luftdicht angeschlossen werden muss. Der von Ihnen beobachtete Effekt tritt offensichtlich ein, weil in dem Kaltdach vermehrt Feuchte auftritt (was noch Baufeuchte sein kann), die nicht abgelüftet wird und deswegen an der OSB Verkleidung kondensiert (da der Raum nicht beheizt ist und somit auch die Innenseite der OSB-Verkl. kalt ist). Wahrscheinlich sind auch die Fugenstöße offen, wodurch die feuchte Luft in die Dämmebene gelangt ist und dort ebenfalls kondensiert ist... Folgende Empfehlungen:

- Es wäre zu prüfen, ob es sich bei der verlegten Unterspannbahn tatsächlich um eine diffusionsoffene Bahn handelt. Wenn ja, sollte zumindest im Regelfall ein hinreichender Abtransport nach außen, unter die Dachhaut, möglich sein.

- Um dann jedoch eine zuverlässige Unterlüftung der Dachfläche (respektive einen Abtransport der durch die Unterspannung diffundierten Feuchte) gewährleisten zu können, ist eine funktionierende trauf- u. firstseitige Lüftungsöffnung erforderlich und eine Belüftungsebene in Lage der Konterlatten notwendig. Dieser Aufbau wäre zunächst genau festzustellen

- Weiter gilt es Ursachenforschung zu betreiben und zu klären:

Gelangt Innenluft aus den beheizten Bereichen in das Kaltdach? Wie ist der Aufbau der letzten Geschossdecke? Fehlt evtl. hier eine Dampfbremse/Dampfsperre bzw. der luftdichte Abschluss/Anschluss an die aufgehenden Wände oder bestehen Leckagen?

- Eine entscheidend verbessernde Maßnahme wäre ganz sicher ein Dachfenster (sofern möglich und baurechtlich zulässig), um somit das Kaltdach zumindest regelmäßig kontrolliert lüften zu können.

Grundsätzlich lässt sich Ihr Problem aber nicht vom Schreibtisch aus klären. Hier ist eine Besichtigung notwendig. Ich rate Ihnen deshalb einen Fachmann vor Ort kommen und den Zustand bzw. mögliche Schadensursachen bzw. Baumängel feststellen und sich zu einer sicheren Sanierungs- bzw. Ausbauvariante beraten zu lassen. Verschimmelte Bauteile empfehle ich komplett zu ersetzen.