Dämmung unterhalb hinterlüftetem Flachdach

H

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin auf der Suche nach einem geeigneten Dämmmaterial welches ich witterungsbedingt schnellstmöglich unterhalb eines hinterlüfteten Flachdach einbringen muss. Der Dämmstoff kann 20cm bis zur querverlaufenden Gefälleholzkonstruktion des Flachdachs (verbrettert und mit Bitumenbahnen verschweißt) herangeführt werden. Das Dämmmaterial sollte feichteunempfindlich sein, da keine Folie über den Sparren vorhanden ist und über einen guten Schallschutz verfügen, da das Objekt Flugzeuglärm ausgesetzt ist. Abschließen möchten wir die beschriebene Deckenkonstruktion mit einer guten Dampfbremse und darunter eine weitere Dämmung von 40mm in der abgehängten Decke einbringen.

Vielen Dank.

MfG

 

 


Dachexperte

Sehr geehrter Herr K., Danke für Ihre Frage! Ehe wir zum Material kommen, zwei Anmerkungen zur Konstruktion bzw. zum Aufbau Ihres Dämmvorhabens: Was bei einer Flachdachdämmung am Kaltdach in jedem Fall eine Überlegung wert wäre, ist der Einbau einer diffusionsoffenen Winddichtungsbahn zwischen luftführender Schicht und Dämmung. Diese Folie verhindert Windströmung in die Dämmung, durch die das Dämmverhalten, egal welches Material, deutlich vermindert wird. Bei der Auswahl der Dampfsperre zwischen den beiden vorgesehenen Wärmedämmschichten ist es sinnvoll, zu einer Ausführung mit möglichst hohem Rücktrocknungsvermögen zu greifen. Es ist dabei auch zu beachten, dass nach den ZVDH Regeln höchstens 20 % des Wärmedurchlasswiderstands unterhalb der Dampfsperre liegen sollen.

Zum Dämmmaterial kann ich Ihnen von hier aus nur Anhaltspunkte mit Vor- und Nachteilen liefern – irgendeinen Kompromiss im Anforderungsspektrum Nässeresistenz, Dämmwirkung, Schallschutz und Langlebigkeit wird man eingehen müssen, wenn auf den Sparren keine Unterdeckbahn liegt. Hier ist sorgfältige Abwägung gefragt, auch die Nutzungsart des Gebäudes spielt eine Rolle. Die gängigsten Werkstoffe für die Flachdachinnendämmung sind:

Hinsichtlich der Anforderungen an die kombinierte Dämmungs- und Schallschutzwirkung und unter Brandschutzaspekten wäre Mineralwolle die beste Empfehlung – diese allerdings benötigt einen Feuchteschutz, wenn sie als obere Dämmschicht eingesetzt wird.

PUR-Platten haben wasserabweisende Eigenschaften, sind aber sehr starr und entsprechend schwierig zu verarbeiten – Stichwort Kältebrücken.

Der Klassiker EPS ist leicht zu verarbeiten und verfügt über gute Wärmedämmeigenschaften, kann jedoch im Bereich Schallschutz nur mittelmäßig punkten und ist nicht der Langlebigste unter den Kandidaten. Zudem nicht 100 % wasserresistent. Bei der voraussichtlichen addierten Gesamtdicke der Dämmschichten sollte sich aber ein annähernd zufriedenstellender Schallschutzeffekt ergeben. Ggf. käme auch XPS – aus gleichem Grundstoff, aber dichter, daher wasserbeständiger – in Betracht, auch wenn dieser üblicherweise für Umkehrdächer (mit außenliegender Dämmung) eingesetzt wird.

Je nach bauphysikalischer Situation ist u. U. eine Kombination von Dämmstoffen realisierbar, um die gewünschte Mehrfachwirkung zu erzielen. Z. B. Schicht 1 oben Material X, Schicht 2 unten Glas- oder Steinwolle, Abschluss mit diffusionsoffenen Trockenbauplatten für zusätzlichen Schallschutz. Dann muss der Aufbau aber sauberst durchgerechnet werden, um ein funktionierendes Feuchtemanagement zu gewährleisten.

Fazit: Ich würde Ihnen nahelegen, das Objekt unverbindlich von einem Fachbetrieb besichtigen und sich anhand der konkreten örtlichen Gegebenheiten (Größe, Nutzung, Beheizung und Dachzustand) beraten zu lassen, ehe Sie eine Entscheidung treffen. Oft kommen dabei intelligente und valide Lösungen zustande, an die man vorher noch nicht gedacht hat.

Herzliche Grüße, Ihr Dachexperte