Sparren feucht nach Dachsanierung, Unterspannbahn, Altbau

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Hallo, folgende, evtl. klassische Situation:

Ausgangszustand: "Altbau" 1960er Jahre, Dacheindeckung ohne Dämmung oder Folie, oberste Geschossdecke ist mit Mineralwolle belegt, keine Dampfbremse auf der Geschossdecke oder von unten in Wohnräumen.

Es erfolgt eine Neueindeckung des Dachs mit Unterspannbahn ohne Dämmung.

Zuerst wurde eine Hälfte abgedeckt und mit Unterspannbahn bedeckt, dabei Regeneintritt in Woghnraum darunter, da die Bahn zunächst falsch verlegt war

2 Wochen später die andere Hälfte, danach war die Unterspannbahn ca. 3 Wochen "Behelfsdach", also rundum verschlossen ohne Lüftung am First und ohne Ableitung der Lüfter aus Bad. Die Unterspannbahn war vom ersten Tag an von innen feucht.

Nach Abschluss der Eindeckung sind alles Sparren von oben feucht, ebenso die Unterspannbahn.

2 Wochen danach wurden in die Überlappungen der Unterspannbahn Distanzstücke zur Belüftung eingebaut und dir Öffnung am First erweitert.

- Kann die erhebliche Feuchtigkeit vom Bauablauf kommen ? Hätte nicht insgesamt ca. 3-4 Wochen eine geschlossene Unterspannbahn ohne Entlüftung als Behelfsdach genutzt werden dürfen ?

- Kann die Feuchtigkeit auch von feuchten Bauteilen (Arbeit im Regen) kommen ?

- Trocknen die durchnässten Sparren jetzt, da eine Entlüftung hergestellt ist ?

- Sollten zusätzlich noch Öffnungen in den Giebelwänden angebracht werden ?

- Laut Dachdecker wäre Feuchtigkeit nur entstanden, da keine Dampfsperre in oberster Geschossdecke....dann wäre aber die Feuchtigkeit nicht so schnell entstanden...und dann wäre es noch wichtiger gewesen, die Unterspannbahn schneller zur Lüftung zu öffnen und die Regensicherheit anders herzustellen ?

Vielen Dank!


Dachexperte

Hallo und danke für Ihre Frage! Es lässt sich aus der Entfernung leider nicht rekonstruieren, welche der diversen nur teilweise regelkonform ablaufenden Bauphasen an Ihrem Dach letztlich für welche Folge verantwortlich ist, eventuell überschneiden sich da mehrere Ursachen.

Als Hauptgründe für die Nässebildung an der Unterspannbahn und auf den Sparren kommen drei Gründe in Betracht, die auch in Kombination zutreffen können:

1. Die Belüftung als solche ist nicht perfekt gelöst, so dass aufsteigende Warmluft zwangsläufig an der kalten Unterspannbahn und den Sparren kondensiert.

2. Es fehlt die Dampfbremse. Das allein kann bei zuvor nicht mit Folie ausgestatteten Dächern rasch zu Nässeproblemen führen.

3. Plausibel wäre aber auch, dass die nun festzustellende Kondensationsfeuchte mit dem vorausgegangenen massiven Nässeschaden in Verbindung steht. Das hieße, nicht nur die Luft wäre wie üblich feucht, sondern u. U. auch Baustoffe in unzuträglichem Maß. Sie schreiben ja, dass selbst der unter der obersten Geschossdecke liegende Wohnraum mit betroffen war. Da stellen sich aus fachlicher Sicht schon ein paar Fragen:

Wurde denn die Mineralwolledämmung der obersten Geschossdecke sachgemäß auf Feuchteschäden untersucht? Wenn die durchfeuchtet wurde, ist das hochgradig problematisch, erst recht für die Dämmwirkung.

Wurde eine Feuchtemessung an der Dachkonstruktion durchgeführt und dokumentiert? Eine Neudeckung nach längerer Niederschlagexposition sollte erst erfolgen, wenn die Werte der Holzfeuchte passen.

Hat man das Mauerwerk / die Wände und die Geschossdecke selbst auf Durchfeuchtung geprüft?

Weitere zusätzliche Öffnungen einzubauen, ohne den genauen Grund für das Feuchteproblem nachweisfähig identifiziert zu haben, ist m. E. nicht zielführend, sondern ein bauliches Lotteriespiel nach dem Motto „Kann klappen, muss aber nicht“. Wie lange die natürliche Abtrocknung dauert, lässt sich nicht pauschal sagen, einige Wochen müsste man bei kaltfeuchter Witterung schon rechnen.

Kurz, wenn sich das Problem nicht zeitnah durch die bereits getroffenen Maßnahmen von selbst löst – was ich Ihnen natürlich sehr wünsche: Reklamieren Sie und holen Sie sich fachliche Unterstützung, am besten bei einem Architekten oder Bauingenieurbüro in Ihrer Nähe.

Mit besten Grüßen, Ihr Dachexperte