Kaltdach oder Warmdach

Dachkonstruktionen im Überblick

Ob konventionell gemauertes, Holz- oder Fertighaus: Das Dach kann in verschiedenen Konstruktionsweisen ausgeführt werden. Die Unterschiede ergeben sich zum einen aus der Dachform als solcher, beispielsweise Sattel- oder Walmdach. Zum anderen werden Dächer als Kalt- oder Warmdach geplant. Was aber ist besser?

Das zentrale Unterscheidungsmerkmal zwischen Kaltdach und Warmdach besteht darin, ob das Dach belüftet ist oder nicht. Beide Lösungen haben ihre Vor- und Nachteile:

Bewährter Klassiker: Das Kaltdach

Als Kaltdach bezeichnet man einen zwei- oder mehrschaligen Dachaufbau, wie er sich seit vielen Jahrzehnten in unterschiedlichen Formen bewährt hat, insbesondere bei Steildächern. Bei dieser Konstruktion wird die Dämmung hinterlüftet. Ein Kaltdach benötigt deshalb zwingend mindestens zwei Lüftungsöffnungen, durch die frische Luft ein- und feuchte ausströmen kann (daher der Name), und einen im Volumen ausreichenden Hohlraum. Die Belüftungsschicht liegt meist über der Wärmedämmung und unter der Dacheindeckung in der Dachlatten- bzw. Konterlattenebene.

  • Vorteile eines Kaltdachs: Feuchte Luft, die aus dem Haus aufsteigt, wird sicher abtransportiert; die Aufheizung in den Sommermonaten ist geringer.
  • Nachteile eines Kaltdachs: Die Konstruktion ist etwas kniffliger als die eines Warmdachs, weil alle Komponenten so zusammenwirken müssen, dass die nötige Diffusionsqualität erreicht wird. Hier ist absolute Präzision oberstes Gebot. Unsauberes Arbeiten birgt die Gefahr von Wärmebrücken, Schimmelbildung und Energieverlust.

Warmdach: Das hält dicht

Eine vergleichsweise junge Dachvariante ist das einschichtige Warmdach, für das sich heute viele Architekten und Bauherren entscheiden. Es ist dadurch charakterisiert, dass es keine Lüftungsebene besitzt: Die Dämmung füllt entweder den Raum zwischen den Sparren vollständig aus, liegt direkt darüber oder wird als durchgehende Aufdachdämmung realisiert (was allerdings das Dach um die Dicke der Dämmschicht höher macht). Eine Dampfsperre unterhalb der Dämmschicht verhindert das Eindringen aufsteigender Feuchte.

Mit Wärmebrücken und kondensierender Nässe ist beim Warmdach und seiner lückenfreien Dämmschicht nicht zu rechnen, weil der Temperaturunterschied von Deckenraum zu Restgebäude minimal ausfällt – und genau deshalb kommt es ohne eigene Belüftung aus. Waren Warmdächer bis vor einigen Jahren hauptsächlich auf Flachdächern anzutreffen, so lassen sie sich heute auch bei Steildachvarianten realisieren.

  • Vorteile eines Warmdachs: Ein Warmdach ist thermisch effizienter, also leichter und kostengünstiger zu beheizen, weil es die Temperatur hält und den Wärmeverlust nach außen minimiert.
  • Nachteile eines Warmdachs: Der Materialbedarf und die Erstellungskosten sind höher als beim Kaltdach. Bei Beschädigungen an der Dachhaut, z. B. losen Ziegeln, mit nachfolgendem Wassereintritt besteht eine hohe Schimmelbildungsgefahr.

Der Dachstuhl – meist aus Holz

Nach wie vor errichtet man Dachstühle zum überwiegenden Teil zimmermannsmäßig, also mit hohem Handarbeitsanteil und aus robustem Konstruktionsholz. Dieses hat den Vorzug, sowohl extrem tragfähig als auch ausreichend flexibel zu sein, um beispielsweise Temperaturschwankungen auszugleichen. Wechselnde Luftfeuchten sind für Bauholz ebenfalls unproblematisch.

Beim Fertighausbau, wo serielle Produktion und Standardmaße für niedrige Kosten sorgen, greift man häufig auf großformatige Dachflächen-Elemente in Sandwichbauweise zurück, die vorgefertigt und auf der Baustelle zusammengefügt werden. Dämmmaterialien in verschiedenen Dachkonstruktionen

Als Dämmmaterialien für kalt- und Warmdächer kommen Mineralfasern, also Glas- oder Steinwolle in Plattenform oder von der Rolle in Betracht. Daneben gibt es Platten aus Kunststoffen wie Polystyrol oder auch aus Holzweichfasern. In Öko-Häusern werden alternativ gerne Zelluloseflocken in den Hohlraum zwischen die von unten verschalten Sparren eingeblasen. Das ist Aufgabe des Fachmanns.

Egal welcher Dämmstoff: Von großer Bedeutung ist der jeweilige Dämmwert. Hoch wärmegedämmte Häuser haben Dachkonstruktionen mit Spitzen- U-Werten bis 0,1 und sogar darunter. Der so genannte U-Wert ist um so besser, je kleiner er ist. Als guter Standard im Niedrigenergie- und Drei-Liter-Hausbereich können U-Werte im Bereich um 0,15 gelten.

Dämmstoffdicken von Dachkonstruktionen

Dazu noch ein paar Zahlen für die Orientierung in der Praxis: Bei der Verwendung von Wärmedämmstoffen der Wärmeleitgruppen (WLG) 030 bis 040 sind oft schon Dämmstoffdicken von 20 Zentimetern und mehr notwendig, um einen ausreichenden Wärmeschutz zu gewährleisten. Mit 24 Zentimetern (WLG 040) ist ein U Wert um 0,16 zu erreichen. Mit der Wärmeleitgruppe 030 liegt man mit 16 Zentimetern Wärmedämmung bei einem U Wert von 0,18.

Bildquelle: Rathscheck Schiefer

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